Felchenlaich-Fang am Bielersee

Der Dezember ist für die
Berufsfischerei am Bielersee
ein sehr wichtiger Monat.
Einerseits sind Fische und
Geräuchertes auf die Festtage
hin sehr beliebt, andererseits ist
die Laichzeit der Felchen in
vollem Gange.


Unser See ist für Felchen
eigentlich ideal, mit Ausnahme
der Bodenstruktur für
Laichplätze. Das heisst, durch
Naturverlaichung überleben
erfahrungsgemäss prozentual
sehr wenige Eier bis zum
Schlupf. Je nach Wetter kann
es auch zu Totalausfällen
kommen.

Damit wir dem entgegenhalten können, wird
am Bielersee seit den 1940er Jahren
Felchenlaich-Fischerei betrieben.
Die Eier werden bis zum Schlupf in Ligerz in
der Brutanlage des Kantonalen Fischereistützpunktes
in sogenannten Zuger Gläsern
ausgebrütet (so quasi als «Hagelversicherung
»). Der grösste Teil wird nach dem
Schlupf, wenn sie schwimmfähig sind, wieder
im See ausgesetzt. Der andere Teil wird mit
Plankton angefüttert und erst im Sommer als
vorgestreckte Brütlinge ausgesetzt. Wenn alles
normal läuft, erreichen sie so in 3 – 6 Jahren
die Fanggrösse und landen hoffentlich in
unseren Netzen und somit als Speisefische auf
Euren Tellern.

Die besten Laichplätze befinden sich im oberen
Seeteil, bei Lüscherz, der Insel, Ligerz und La
Neuville. Die Berufsfischer teilen die Fangplätze
ein, so dass mit wenig Fangtagen möglichst viele
Eier abgestreift werden können. Im Unterschied
zum normalen Felchenfang werden die Laichfische
in Wassertanks lebend gehältert und erst vor dem
Abstreifen in der Brutanstalt getötet. Nach dem
Abstreifen werden sie normal weiterverarbeitet.
Im Laichfischfang wird mit Bodennetzen gefischt, je
nach Ertrag zwischen 4 – 8 Netzen. Die
Fischereiaufsicht bestimmt die Höchstmenge der
Netze und die Maschenweite. Normalerweise wird
im Laichfang mit grösseren Maschen gefischt (+ 2
mm), letzten Dezember mit 32 + 34 mm Netzen.

Die Felchen Eier werden nach Laichplätzen
und Berufsfischer getrennt befruchtet. Sie
werden, wenn möglich, nicht mit denjenigen
von anderen Standorten vermischt.
Die Felchen laichen auf einer Wassertiefe von
10 – 30 m, je nach Wassertemperatur, Wetter
und Fangplatz.
Bis zum Schlupf der Fische braucht es ca. 300
Tagesgrade, also bei einer Wassertemperatur
von durchschnittlich 4°C mindestens 75 Tage.
Ein Ei misst ca. 2.2 – 3 mm.

Die Temperatur in der Anlage wird mit
Kühltechnik runtergefahren. Es werden nicht
alle Eier mit derselben Temperatur
ausgebrütet, nach dem Grundsatz: gestaffelter
Schlupf, geringeres Risiko.
Ausgebrütet wird in mehreren Sektoren.
Seewassertemperatur 1°C bis 4°C.
Letzten Dezember waren die Felchenfänge vor
allem vor Lüscherz sehr gut. Leider
verursachte das Wetter aber weniger Fangtage
und der Weibchenanteil war relativ tief. So
konnten bis Ende Jahr knapp 14 Mio. Eier
abgestreift werden, ca. 5’500 Eier pro
Weibchen.

Jetzt im April sind die Felchen
am Schlüpfen. Sie werden bald
ausgesetzt, damit wir in 3 – 6
Jahren einen kleinen Anteil
wieder fangen können.

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